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sowie die Rufnummer
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www.ramonchamp.fr

www.schlossvippach.de

Orts-Chronik Ober-Olm

Das Wissen um die historische Erfahrung, um humanistische Traditionen und um Hintergründe der politischen Ereignisse ist eine wichtige Quelle für das Verständnis der Gegenwart. Der nachfolgende Beitrag gibt einen Überblick über einzelne Abschnitte zur Entwicklung „unseres Ober-Olms“.

Das Tor ins Rheinhessische war schon früh besiedelt: Keramikfunde, wie beim Bau des Baugebietes Beinstein II 1976, lassen auf die Besiedelung unseres heutigen Dorfgebietes bereits ab mindestens 4000 v. Chr. schließen.

Offizielle Geburtsstunde

Als offizielle Geburtsstunde von Ober-Olm gilt jedoch dessen urkundliche Erwähnung im 10. Jahrhundert. Hintergrund war ein vom Mainzer Erzbischof Hatto I. (*850 †913) zur Verfügung gestelltes Gehöft an Kaiserin Uta (*873/4 †zw. 903 und 918), die Mutter des letzten ostfränkischen König Ludwig IV. („das Kind“ – Königskrönung mit sechs Jahren 900 n. Chr., †911). Dieser Gutshof beinhaltete auch den Vorgängerbau der heutigen St. Martinskirche, deren Ursprünge wohl bis in die Merowingerzeit zurückreichen. Nach dem Tod von Kaiserin Uta waren die Besitzverhältnisse jahrzehntelang umstritten, bis schließlich Kaiser Otto III. (*980 †1002) den Rückfall des Hofes Ulmena an den Mainzer Erzbischof Willigis (*940 †1011) bestätigte. Diese, auf den 23. November 994 zu datierende, Urkunde gilt als offizielle Geburtsstunde Ober-Olms – folgedessen wurde 1994 das 1000-jährige Jubiläum der ersten urkundlichen Erwähnung von Ober-Olm gefeiert. „Ulmena“ wurde auch bei Besitzübertragungen oder Verpfändungen erwähnt, wobei sich der Name weiter veränderte: Im Jahre 1153 taucht erstmals Superior Ulmia auf, was der Unterscheidung von Inferior Ulmia (=Nieder-Olm) in Urkunden der Erzbischöfe von Mainz diente. Ober-Olm blieb dabei bis zum Beginn des 19.Jahrhunderts der größere Ort im Vergleich zur heutigen Stadt Nieder-Olm.

Ober-Ulmen

Von „Olmena Superior“ 1190 entwickelte sich der Ortsname zu „Ober-Ulmen“ (1579) weiter. Frühere Annahmen, das heutige ‚Olm‘ könnte auf das lateinische „ulmus“ (dtsch. Ulme) zurückgehen und deshalb zur Römerzeit entstanden sein, werden heute bezweifelt. Die Baumbezeichnung ist erst wohl im 12.Jahrhundert aus dem Lateinischen ins Deutsche übernommen worden. Wahrscheinlicher orientierte sich „Ulm“ mit einer Endung „ena“ an einem damaligen Bachnamen, nämlich dem germanischen Namen für die heutige Selz. Der diesbezügliche römische Name „Salusia“ sollte sich letztlich für den Rheinhessen durchziehenden Fluss durchsetzen.

Besitzwechsel von Superior Olmena: Im 11. und 12. Jahrhundert arbeiteten sich die zunächst unfreien Ministerialen des Erzbischofes von Mainz in den Stand eines niederen Adeligen hoch. Eine Erbschaft ermöglichte dem Zisterzienserinnenkloster von Oberwesel den Besitz; ein anschließender Pachtvertrag an die ‚Ober-Olmer‘ Einwohner Pedir Smyde (Peter Schmitt) und Henne (Heinrich) Schneider vom 14. Dezember 1370 beschreibt detailliert die dazugehörigen Flächen zu dem in Ober-Olm liegenden Hofgebäude. In den Gemarkungen von Ober-Olm und Klein-Winternheim zählte man zum Besitz des Oberweseler Nonnenklosters rund 140 Morgen Acker, 7 Wingerte und 7 Wiesen. Seit 1342 ist auch die St-Valentinus-Kapelle am heutigen südlichen Ortsrand bekannt. Im Jahr 1388 ging in Folge finanzieller Probleme der Nonnen das Gut an den Mainzer Johannesstift über. Dennoch war Ober-Olm die größte Gemeinde, was sich auch an der Einwohnerzahl zeigt, die bis ins 19Jhd. höher als beispielsweise die von Nieder-Olm war. Bereits seit 1446 ist das Vorhandensein einer Schule für die Ober - Olmer Kinder nachweisbar. Der Bau und Betrieb wurde aus Kirchenzehntanteilen finanziert. Der Unterricht war dadurch schon (nachweisbar im 16. Jahrhundert) früh schuldgeldfrei – keine Selbstverständlichkeit zur damaligen Zeit.

Ihre besondere Lebensfreude bewiesen die Ober-Olmer bereits im 16. Jahrhundert, die man sich auch rechtlich zusichern ließ: Eine damalige Rechtsordnung räumte den Ober-Olmer Knaben und Knechten das Recht ein, an Walpurgisnacht (1. Mai) im „Birker Wald“ (heute Ober- Olmer Wald) „Maien (Zweige) zu hauen“. Ein dort im „Birker Hof“ lebender Mönch war dabei verpflichtet zwei Eierpfannkuchen, zwei Brote und ein halbes Viertel Wein zur Verpflegung bereitzustellen. Zu Pfingsten wurde zudem das Recht auf Schlagen eines „Kronbaums“ (Maibaum) gestattet. Der daraus resultierende Erlös wurde vertrunken. Zeitgleich durfte man zu diesem Festanlass als Ober-Olmer Wein kaufen, um diesen anschließend steuerfrei auszuschenken. Zur gleichen Zeit ist auch die Verpflichtung des Dorfwirtes bekannt, den Ober- Olmern das bis zu vierwöchige Anschreiben seiner Kneipenschuld zu ermöglichen.

In Flammen

Grundsätzlich blieb Ober-Olm im Reformationszeitalter katholisch und zu Beginn der Neuzeit zunächst von gewaltsamen Konflikten im Ortsgebiet verschont. Dies änderten die nach Frankreich ziehenden Soldaten. In diesem Zusammenhang steht wohl der Brand vom 25. Juni 1582 bei dem Ober-Olm zunächst halb, dann am 04. April 1603 nahezu gänzlich abbrannte. Ein weiterer Großbrand geschah am 23. August 1857, rund 90 Familien, der damals rund 800 Einwohner von Ober-Olm (Zahl datiert um 1800) wurden obdachlos. Im Umland entstand damals eine große Hilfsbereitschaft und Solidarität in Form von Sach- und Geldspenden für Ober-Olm.

Französische Revolution

Im Sommer 1789 kam die Kunde von der französischen Revolution auch in Ober-Olm insofern an, dass der örtliche Pfarrer Weller die Einwohner zum strikten Gehorsam gegenüber den Kurfürsten aufrief. In, auch am Rathaus von Ober-Olm, angeschlagenen „Warnungspatenten“ wurde vor allerlei Gesindel gewarnt, das von Frankreich rüberkomme. Durch die in Mainz, auf Kosten der Gemeinde Ober-Olm, studierenden Michael Nees und Georg Bohland erfuhren die Ober-Olmer im September 1790, dass in Mainz ein Aufstand ausgebrochen sei: Nach einer der üblichen Prügeleien unter Studenten und Gesellen zogen die Handwerker vor die Regierung und verlangten ihre alten Zunftrechte zurück. Dabei wurde die blau-weiß-rote Trikolore gezeigt – die Farben der Französischen Revolution. Der Aufstand wurde durch die Obrigkeit gewaltsam niedergeschlagen, was ein Ausbreiten der Revolutionsidee jedoch nicht verhinderte: Im Oktober 1792 kamen die französischen Revolutionstruppen auch in Mainz an und vertrieben Kurfürst und Adel in rechtsrheinische Gebiete. Allein die Drohung der Erstürmung der Festung Mainz mit 13.000 französischen Soldaten unter General Custine führte dazu, dass man am dritten Belagerungstag Mainz übergab. Der 21. Oktober 1792 gilt als Beginn der Mainzer Republik.

Der Ober-Olmer Wald wurde zunächst, zwecks Versorgung der Besatzungstruppen, massiv durch Holzschlag in Mitleidenschaft gezogen. Anschließend nutzten auch die umliegenden Bewohner die Gunst der Stunde und bedienten sich mit Holz und Wild freimütig im Ober–Olmer Wald. „Nicht Last- noch Fuhrenweise, sondern mit 30-40 und mehreren Wagen fahren die Bauern in den Wald und hauen das jüngste Holz“, schilderte am 25. Oktober 1792 ein Mainzer Beamter den „Waldfrevel“. Ebenso beklagte sich der Förster über den „Jagdfrevel“ der Bauern, die sich im Wald betätigten. Das Jagdrecht war zuvor alleiniges Privileg des Adels.

Im darauffolgenden November kam die Revolution auch symbolisch in Ober-Olm an: Die traditionelle Kirchweih stand an, samt Aufstellen des Kerbebaums durch die jungen Leute des Dorfes. Ungewöhnlich war nicht dieser Brauch, sondern die Auswahl des Baumschmucks, der am 20. November 1792 den Kerbebaum zierte: Durch blau-rot-weiße Bänder und einer roten Jakobinermütze wurde der Kerbebaum zum Freiheitsbaum politisch umgewidmet, dem volkstümlichen Symbol der Ideen der Revolution (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit). Der Freiheitsbaum verschwand zunächst wieder, nachdem die mittlerweile revolutionsfreundlich (!) gestimmte Mainzer Administration sich einschaltete. Eine Abstimmung/ Unterschriftenliste von 170 „Stimmfähigen“ im Dezember 1792 signalisiert die 97%ige Zustimmung zu Reformen nach französischem Vorbild: Ober-Olm war einer der revolutionsfreudigsten Orte der damaligen Zeit in der Umgebung von Mainz. Die Französische Revolution beendete letztlich in der Region die Herrschaft von Kurmainz und begründete die Zugehörigkeit zu Frankreich für die Jahre 1797 bis zum Ende der Herrschaft Napoleons und dem Wiener Kongress 1814/5.

Georg Wilhelm Böhmer vertrat schließlich die Ober- Olmer im Parlament der sogenannten Mainzer Republik, woraus sich der „Rheinisch-Deutscher Nationalkonvent“ am 17. März 1793 im Mainzer Deutschhaus (dem Sitz des heutigen Landtages Rheinland-Pfalz) konstituierte. Die Abgeordneten wurden in den verschiedenen Gemeinden und Städten der Region gewählt und nach Mainz entsandt. Dies gilt zugleich als das erste, zwar mit Einschränkungen, nach demokratischen Grundsätzen gewählte Parlament auf deutschem Boden. Im Deutschhaus beschloss der Konvent am Folgetag, dem 18. März 1793, die Unabhängigkeit der Gebiete zwischen Landau und Bingen; am 21. März beantragte man schließlich den (in der Öffentlichkeit zu dieser Zeit populären) Anschluss an Frankreich. Dem stimmte am 30. März 1793 auch die französische Nationalversammlung zu, was rechtlich den Anschluss von 84 rheinhessischen und pfälzischen Gemeinden an Frankreich bedeutete. De facto konnte dieser jedoch nicht in die Praxis umgesetzt werden. Dies verhinderte die letztlich erfolgreiche Belagerung von Mainz ab April 1793; hierbei gelang es den mehrheitlich preußischen Reichstruppen, die Revolutionsidee und damit den Anschluss an Frankreich vorerst zu stoppen.

Goethe zu Besuch

Goethe, der 1793 zu Gast in Ober-Olm war, schrieb: „Ich war in ein Dorf recht schön einquartiert da haben mich die Wanzen wie gewöhnlich herausgejagt.“ Auch fand er in dem Jagdschloss zum nahegelegenen Ober- Olmer Wald, als Gast des Obristen vom Stein (ein Verwandter des Freiherrn vom Stein), eine Obhut. 1764 ließ der Mainzer Erzbischof und Kurfürst Emmerich Joseph das Jagdschloss am südöstlichen Ende des Ober- Olmer Waldes errichten. Dabei wurden mehr als nötig Waldflächen gerodet, um dem Kurfürst, gemäß seinem Wunsch, jederzeit den Blick auf die Türme des Mainzer Doms zu ermöglichen.

Goethe beschrieb den Aufenthalt im Jagdschloss als „höchst angenehmer Aufenthalt. Man fühlte welch eine behagliche Stelle es gewesen, Landjägermeister eines Kurfürsten von Maynz zu seyn. Von da übersieht man den großen landschaftlichen Kessel der sich bis Hochheim hinüber erstreckt, wo in der Urzeit Rhein und Main sich wirbelnd drehten und restagnierend die besten Äcker vorbereiteten, ehe sie bei Biebrich westwärts zu fließen völlige Freiheit fanden. Den 3. Juni große Mittagstafel bei Herrn vom Stein auf dem Jägerhause; herrliches Wetter, unschätzbare Aussicht, ländlicher Genuss, durch Szenen des Todes und Verderbens getrübt“.

Denn Goethe war Zeitzeuge der Belagerung von Mainz und vermerkte dabei auch ohne Emotionen den Tod der „Ober-Olmer Bauern“ Heinrich Schreiber (der Schultheiß des Ortes bzw. Maire und damit Ortsvorsteher) und Michael Lutz. Diese führten zuvor den Versuch durch, in einem Handstreich mit einer Soldatengruppe im Sinne der französischen Revolutionstruppen das preußische Hauptquartier in Marienborn einzunehmen. Der Versuch scheiterte für Schreiber mit einer tödlichen Kopfverletzung; Lutz wurde erhängt – die Ober-Olmer waren schockiert.

Letztlich erfolgte der vorerst verhinderte Anschluss an Frankreich schließlich im Jahr 1797. Fast 95% der Ober-Olmer unterstützten dies in einer 1798 durchgeführten Unterschriftensammlung. Das, am 25. August 1842 durch Veteranen der Zeit Napoleons, eingeweihte Denkmal auf dem Friedhof von Ober-Olm (vor der Sakristei der Martinskirche) weist auch auf den großen Anklang, der unter Napoleon einhergehenden Rechte (z.B. Aufhebung der Grundherrschaft, Gleichheit vor dem Gesetz, Zivilehe, Erwerb von Kirchen- und Adelsgüter) hin, die gerade aus Sicht der Ober-Olmer Einwohner viele Vorteile mit sich brachten.

1816 ging schließlich Ober-Olm innerhalb der Provinz Rheinessen in das Großherzogtum Hessen-Darmstadt über.

Bürgerschaft und Dorfentwicklung

Im Jahr 1834 wurden in Ober-Olm 1275 Einwohner verzeichnet. Liberalismus und Demokratiebewegung (Hambacher Fest 1832 und Paulskirchenparlament 1848/49) waren wohl auch für die Ober-Olmer prägende Elemente ihrer Zeitgeschichte. Die anschließende reaktionäre Unterdrückung der Demokratie- und Einheitsbewegung gilt auch als einer der Gründe für das stark zunehmende Vereinswesen zur damaligen Zeit; die Gründung erster Vereine in Ober - Olm datieren aus dieser Zeit; wenn auch zunehmend die (kriegerische) Nationswerdung Deutschlands bedeutsam wurde. In die Zeit des Wilhelminischen Kaiserreichs fällt auch das 1896 beginnende evangelische Gemeindeleben, als Zusammenschluss von 85 Christen aus Ober-Olm und Klein-Winternheim. Diese erwarben 1898 ein (später so bezeichnetes) „Bethaus“ in der Bahnhofstraße 6. Erst im Jahr 1965 erfolgte die Einweihung der evangelischen Kirche in der Robert-Koch-Straße.

Verschiedene Kriegerdenkmale erinnern an die Ober-Olmer Gefallenen: Das, mit der Inschrift „Zum Andenken an den siegreichen Feldzug 1870/71“, Kriegerdenkmal wurde auf Initiative eines Kriegervereins 1886 durch die Gemeinde aufgestellt. 43 Namen daran beteiligter Soldaten aus Ober-Olm sind eingraviert, Sedansfeier und Geburtstag des Kaisers wurden am damaligen Standort des Denkmals auf dem Kirchplatz abgehalten. Ursprünglich krönte den Obelisk eine Pickelhaube, die amerikanischen Soldaten 1945 als Zielscheibe diente und dabei zerstört wurde. Das Denkmal musste für das Mahnmal des Zweiten Weltkriegs versetzt werden und steht seit 1955 an der Längsmauer des neueren Friedhofteils. Angehörige der Gefallenen des ersten Weltkrieges errichteten 1919 eine Gedenkstätte an der Stirnseite des Kirchenchors. 48 Steintafeln erinnern an die im Krieg gefallenen Ober-Olmer. An die 79 Gefallenen und 32 Vermissten des zweiten Weltkrieg erinnert das 1956 eingeweihte Denkmal auf dem Kirchplatz, das durch die Gemeinde in Auftrag gegeben wurde.

Kriegswirren, der gescheiterte Versuch der ersten deutschlandweiten Demokratie innerhalb der Weimarer Republik und die anschließende Zeit des Nationalsozialismus machten auch vor Ober-Olm nicht halt. Im Dezember 1918 rückten französische Truppen in Mainz ein. Deutschland als Kriegsverlierer musste harte Friedensbedingungen akzeptieren, die auch das gesellschaftliche Leben der Ober-Olmer beeinträchtigt haben mussten: Stark eingeschränkt waren zunächst alle Post- und Eisenbahnverbindungen in das nichtbesetzte Deutschland. Bis im Frühsommer 1919 galten nächtliche Ausgangssperren und für Gaststätten eine Sperrfrist von 20 Uhr. Kulturelle Veranstaltungen und Vorführungen bedurften der vorherigen Genehmigung.

Zu Beginn der Weimarer Republik deuten die Wahlerfolge des Zentrums auf die starke, katholische Prägung von Ober-Olm hin. Für das Zentrum votierten in den ersten Wahlen der verfassungsgebenden Versammlungen und Parlamentswahlen bis 1921 die Ober-Olmer Männer und (erstmals auch) Frauen zu jeweils rund 60%. Deutlichen Abstand wies das damalige zweitstärkste Stimmergebnis der SPD auf, was in den Anfangsjahren der Weimarer Republik zwischen jeweils 20-30 % schwankte.

Terror der Nationalsozialisten

Der Aufschwung der NSDAP, die Radikalisierung der Demokratie und letztlich deren Durchdringung in allen Bürgerschichten, machte sich auch in den Wahlergebnissen von Ober-Olm bemerkbar. In den 1930er Jahren fanden insgesamt noch vier Reichstags- und zwei Landtagswahlen in Ober-Olm statt. Während das Zentrum in Ober-Olm etwa 30%- der Stimmen erhielt, bekam die SPD durch die KPD Konkurrenz, die bei diesen letzten Wahlen in Ober-Olm mehr Stimmen als die SPD hatte. Seit 1931 gab mindestens jeder Dritte Wahlberechtigte seine Stimme der NSDAP, die damit regelmäßig mehr Stimmen als KPD und SPD zusammen erhielten. Bei der letzten Reichtagswahl am 5. März 1933, wählten 44% der damals gut 1000 Ober- Olmer Wahlberechtigten die NSDAP.

Auch hatte die ‚Machtergreifung‘ der Nationalsozialisten und der anschließende NS-Terror schon 1933 Auswirkungen für Ober-Olmer Bürger: Auf Grundlage der Reichtagsbrandverordnung vom 28. Februar 1933 und dem damit einhergehenden Entzug von Grundrechten wurden überall politische Gegner in „Schutzhaft“ genommen. Dies bedeutete in Rheinhessen zunächst vor allem die Gefangennahme der politischen Gegner aus marginalen oder erfundenen Vorwänden. Oftmals wurden die Betroffenen in das Konzentrationslager Osthofen (März 1933 – Sommer 1934) eingeliefert. Dabei waren Schikanieren, Körperverletzungen und menschenunwürdige Haftbedingungen der Alltag. In Ober-Olm traf es am 08. Mai 1933 Otto Schmitt, am 6. Juni folgte ihm Johannes Hach. Für letzteren wurde als Haftgrund die angebliche, wiederholte Beleidigung des Reichskanzlers vermerkt. Am 23. Juni wurde Peter Holy festgenommen, nachdem er bei einer Begegnung mit einem Hitlerjungen den kommunistischen Schlachtruf „Rotfront“ ausrief. Der Ausruf „Heil Moskau, Heil Hitler, morgen kippt er!“ bedeuteten am 28. Oktober 1933 zwei Wochen Lagerhaft im KZ Osthofen für den Arbeiter Johann Baptist Limberger.

Später richtete sich der NS-Terror auch gegen die jüdischen Mitbürger in Ober-Olm: Die Reichskristallnacht am 10. November 1938 hinterließ auch in Ober- Olm 2000 Reichsmark Schaden in vier Wohnungen. Nachweisbar wurden aus Ober-Olm der Kaufmann Aloys Koch, der Metzger David Goldschmitt und der Bäcker Albert Lay auf Grund ihrer jüdischen Religionszugehörigkeit an die Geheime Staatspolizei „abgeliefert“ (wie es im Polizeibericht dazu heißt). Dies bedeutete in der Regel die Einlieferung in ein Konzentrationslager. Zudem vermerkt ein Bericht vom 22. Mai 1940, dass u.a. die örtliche Synagoge in den Besitz von „arischen“ Landwirten übergegangen sei, sprich zweckentfremdet und enteignet wurde. Ebenso wurde mit jüdischem Grund- und Immobilienbesitz wurde in den Jahren 1939 und 1940 in Ober-Olm verfahren.

Ober-Olm heute

Nach dem zweiten Weltkrieg richteten die amerikanischen Streitkräfte eine Militärbasis im Ober-Olmer Wald ein. Der dichte Wald eignete sich für eine Raketenstellung, die nach dem Fall der Mauer und der Gefahr des Kalten Krieges 1993 aufgegeben wurde.

Heute dient der Ober-Olmer Wald als beliebtes Naherholungsgebiet. Der heutige Spaziergänger im Ober-Olmer Wald wird kaum noch wissen, dass hier einmal ein zusammenhängendes Waldgebiet war, das bis nach Ingelheim reichte und eine Größe von 6.000 Hektar hatte. Im Jahre 1963 machte das Land Rheinland- Pfalz der Stadt Mainz anlässlich ihrer 2000-Jahr-Feier 63 Hektar des Ober-Olmer Waldes zum Geschenk. Es handelt sich um einen Teil des Gebietes des heutigen Stadtteils Lerchenberg. Von der heute noch vorhandenen Waldfläche von insgesamt 350 Hektar liegen 331 Hektar auf Ober-Olmer Gebiet.

Die früher das Ortsbild prägenden, mächtigen Ulmen sind dem Ulmensterben, verursacht durch einen Pilz, zum Opfer gefallen. Der Stamm der letzten, um 1335 gepflanzten und im Februar 1985 eingegangenen, Ulme in der Obergasse steht als Denkmal vergangener Zeiten. Als Teil des historischen Rundwegs „Ober-Olm gestern und heute“ liegt dieser Standort auf dem Weg entlang interessanter Wegmarken durch den alten Ortskern.

Partnerschaft mit Ramonchamp

Die Verbundenheit Ober-Olms mit historischen Gegebenheiten und deren Aufarbeitung wird in den Partnerschaften der Gemeinde deutlich. 1972 wurde die Partnerschaft mit dem französischen Ramonchamp / Vogesen und 1990 mit dem ostdeutschen Schloßvippach (Thüringen) besiegelt. Darüber hinaus bestehen loses Freundschaften mit weiteren Gemeinden entweder durch persönliches Engagement oder durch den Austausch Ober-Olmer Vereine.

Die Ortsgemeinde Ober-Olm gehört seit 1972 zur Verbandsgemeinde Nieder-Olm im Landkreis Mainz-Bingen. Die Gemarkung erstreckt sich in Höhenlagen zwischen 110 bis 257,6 m NN. Der höchste Gemarkungsteil liegt in der Gewann „Galgenbusch“. Neben der Verwaltung die aus der Bürgermeisterin den 3 beigeordneten besteht, hat der Gemeinderat 20 Mitglieder. Die kommunale Gemeinde verfügt über folgende Einrichtungen: Rathaus, Bücherei, Ulmenhalle, Alte Schule, Kindertagesstätte mit angeschlossenem Hort, Sportanlage mit Kunstrasenspielfeld, Jugendtreff, 5 Kinderspielplätzen. Weiterhin vorhanden sind die Kath. Kindertagesstätte St. Elisabeth, eine zweizügige Grundschule, Kath. Kirche St. Martin, die Evangelische Kirche. Die VHS Ober-Olm bietet als Aussenstelle der Kreisvolkshochschule Mainz- Bingen ein umfangreiches Weiterbildungsangebot an. Die Seniorenresidenz am Mühlweg mit angeschlossenem Behindertenwohnheim steht auf Ober-Olmer Gemarkung, auch wenn die Nähe zu Nieder-Olm größer ist. Verkehrstechnisch ist Ober-Olm durch die Deutsche Bahn ab Bahnhof „Klein-Winternheim/Ober-Olm“, sowie eine Gemeinschaftsbuslinie von ORN und MVG angeschlossen.

In Ober-Olm existieren mehr als 20 Vereine, die ein vielfältiges Angebot im sportlichen und kulturellen Bereich anbieten und sich im Vereinsring zusammen geschlossen haben. In Ober-Olm gibt es zahlreiche Unternehmen. Im März 2010 hat sich der Verein für Dienstleistung und Gewerbe Ober-Olm e.V. gegründet, in dem sich zahlreiche Dienstleistende, Gewerbetreibende, Landwirte, Freiberufler und Selbstständige aus Ober-Olm zusammengeschlossen haben. Als einer der größten Gemeinden in Rheinhessen hat Ober-Olm eine Gesamtfläche von 1710 Hektar. Diese gliedert sich in 100 ha bebaute Gebäudefläche, 331 ha Staatswald, 94 ha Strassen und Wege, 23 ha Autobahn: 992 ha Ackerland: 992, 70 ha Obstbau und 100 ha Weinberge. Ober-Olm ist mit 4.573 Einwohnern nach Nieder- Olm und Stadecken-Elsheim die drittegrößte Gemeinde der VG Nieder-Olm (Stand 31.12.2019).

Quellen:
Karl-Heinz-Spiess (Hrsg.): Nieder-Olm. Der Raum der Verbandsgemeinde in Geschichte und Gegenwart. Alzey 1983.
Johannes May: Chronik der Gemeinde Ober-Olm. Mainz 1907.
Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Statistische Berichte 2012. Bad Ems 2012
Verbandsgemeinde Nieder-Olm (Hrsg.): Aus vergangenen Zeiten. Heft 7. Beiträge zur Ortsgeschichte von Ober-Olm 1985. Generaldirektion Kulturelles Erbe(Hrsg.): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz Kreis mainz-Bingen 2011